Sonntag, 2. Februar 2014

Zitronen rollen

Zitronen (und natürlich auch Limetten) muss man vor dem Aufschneiden kräftig über die Arbeitsfläche rollen, damit mehr Saft beim Auspressen austritt, habe ich gelernt. Ich gehe stark davon aus, von meinem Koch.
Da kommt er doch letzthin daher, als ich gerade brav eine Zitrone rolle, und sagt mir lapidar "Ach übrigens. Das bringt kaum was".
Wie jetzt?
Das Schlimme - und das meine ich ganz liebevoll - an diesem Berufskoch ist, dass er sich in alle Richtungen mit dem Thema Kochen beschäftigt. Also auch Literatur bemüht, die generell verbreitete Kochtipps und -mythen erforscht und wissenschaftlich auseinander nimmt. Er sagt mir also, seine neueste Lektüre hätte ergeben, dass der Tipp einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand hält. Sprich: 10 Zitronen nicht gerollt ergeben genauso viel Saft wie 10 Zitronen gerollt. Zumindest wenn man eine elektrische Presse benutzt. (Etwas wissenschaftlicher war das Experiment natürlich schon angelegt.)
Na toll. Und was mach ich jetzt mit meinem Pseudo-Fachwissen?
Weiter im Text: Anders sieht es aus wenn man die Früchte von Hand ausquetscht. Allerdings hilft dann das Rollen nur minimal. Am meisten Saft erhält man, so der Chemiker, wenn man die Zitrone zuerst rollt und dann in der Mikrowelle erhitzt. Dadurch erhält man nach seinen Ergebnissen 15 % mehr Saft.
Seine Erklärung: Das Rollen zerstört z.T. die Vakuolen, die den Saft in den Zellen halten. Der Koch und ich waren uns einig, dass es auch die Schale weicher macht, wodurch man weniger Kraft beim Auspressen braucht. Das Erhitzen erhöht laut Naturwissenschaftler außerdem die Viskosität des Zitronensafts, sprich, macht ihn flüssiger, sodass er leichter herausfließt.
Aha. Nur dass mir dann der heiße Saft über die Hand fließt, stell ich mir vor...Ich bleib dabei: Da kommt mehr raus wenn man vorher rollt. Auch wenn man eine Presse benutzt und die Dinger nicht wie Hulk mit den Händen zerquetscht. So. Da bleib ich stur.
Vielleicht muss man auch nur fest genug dran glauben. Und dann presst man wahrscheinlich sorgfältiger aus.

Quelle: "Was Einstein seinem Koch erzählte" von Robert L. Wolke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen