Montag, 4. August 2014

Bist Du bereit für einen neuen Lebensabschnitt?

Erstmal hab ich sie nicht geöffnet. Die Werbe-Mail, die da in mein Postfach geflattert ist.
"Bist Du bereit für einen neuen Lebensabschnitt?"
Was für eine Frage.
Als erstes hab ich gedacht: Woher wissen die das denn? 
(Der Koch würde jetzt wieder sagen: "Süß!")
Und dann: Nein, bin ich nicht!

Manchmal wünsch ich mir, das Leben würde ein kurzes Signal geben, von mir aus mit dem Titel "Neuer Lebensabschnitt"
Einfach eine kurze Ankündigung. So wie ein Signal im Sport, das anzeigt, dass die letzte Runde beginnt. Achtung, es kommt bald was Neues. Du wirst Dich anders fühlen. Du musst Dich neu finden.
Stattdessen merkt man (oder besser: ich) es erst, wenn man schon mittendrin ist.

Wieso ist das eigentlich so, dass immer dann, wenn grad alles läuft, alles sich eingespielt hat, man weiß, wie der Hase läuft, sich wieder alles ändern muss?

Ja, ich jammere. Das gestehe ich mir jetzt mal kurz zu.
Ich fühle mich nicht bereit. Obwohl ich eigentlich weiß, dass ich bereit bin. Dass die Zeit reif ist. Dass es gut ist, dass was Neues kommt.

Wovon ich eigentlich rede?
Der kleine Mann geht in die Vormittagsbetreuung. Und ich bald wieder arbeiten.
Nach zwei Jahren könnte man meinen, ich würde total darauf brennen. Und wäre froh, mal wieder Zeit für mich zu haben. Aber...

Ich weiß nicht, woran es genau liegt. 
Vielleicht daran, dass der kleine Mann es mir (und uns) sehr leicht macht. Dass er mir allermeistens hauptsächlich Freude macht.
Vielleicht daran, dass ich mir trotz des vereinnahmenden Mutter-Jobs immer wieder auch Zeit für mich genommen habe. 
Ich ein Hobby wie dieses hier angefangen habe. (Gerade habe ich im ELTERN-Magazin die Empfehlung gelesen, wenn man lange in Elternzeit geht, sollte man doch einen eigenen Mütter-Blog machen. ÄTZ! Ich bin voll im Mainstream!Und mich niemals geistig unterfordert oder gar vereinsamt gefühlt habe. Mir nichts wirklich gefehlt hat.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch nie ein Mensch war, der sich wahnsinnig auf Neues gefreut hat. Sondern schon immer froh war, wenn ich (endlich) wusste, wie es geht. Was ich tun muss. Wie ich erfolgreich sein kann.
Nach dem Abitur hätte ich es am Liebsten nochmal gemacht. Jetzt wo es rum war, wusste ich ja, wie es geht. Dass es doch nicht so schlimm ist. Genauso ging es mir mit dem Führerschein.
Und eigentlich auch mit dem Studium. Obwohl, der ganze Uni-Betrieb hat mich doch etwas genervt. Da wollte ich lieber in die "richtige" Arbeitswelt. Aber auch da - wäre ich am liebsten in der Abteilung geblieben, in der ich das 6-monatige Einstiegs-Praktikum gemacht habe. (Heute bin ich froh, dass es anders kam...) 
Ich brenne nicht auf Neues. Ich hab noch nie einen Job gekündigt. Ich weiß gerne, was kommt.
Das Einzige, was ich - und der Koch eigentlich genauso - also wir, regelmäßig aus eigenem Antrieb ändern und umstellen, ist unsere Einrichtung.

Das heißt jetzt nicht, dass ich nicht in der Lage bin, mich auf Neues einzustellen. Im Gegenteil, ich hab immer wieder gesagt gekriegt, dass ich besonders gut bin, wenn ich ins kalte Wasser geworfen werde. Und das gibt ja auch Selbstvertrauen. Aber freiwillig herbeiführen würde ich es nie. Denn wirklich Spaß macht es mir nicht. Spaß macht es erst, wenn die Eingewöhnung rum ist, wenn ich weiß, wo mein Platz ist.

Tja, so weit zu meiner charakterlichen Vorraussetzungen. Ich teile also mit den meisten Kleinkindern ein gewisses Maß an Neophobie. Allerdings nicht nur beim Essen.

Was mache ich jetzt also, mit dem Neo-Passus-Vitae? (oder so ähnlich...)
Ich versuche, Schritt für Schritt zu nehmen. Im Moment zu bleiben, statt mir schon wieder zehn Schritte im Voraus Gedanken oder gar Sorgen zu machen.

Vielleicht falle ich in ein kleines Loch, wenn der kleine Mann jeden Morgen das Haus verlässt. Ja und?
Vielleicht wird es eine Herausforderung, wieder in den Job reinzukommen. Seine Rolle zu finden, als "Teilzeiterin" Und ja, es wird ein bisschen ein Spagat werden, Familie und Job unter einen Hut zu kriegen.
Aber wenn ich mir mein Leben bisher so anschaue, und vor allem all die lieben Menschen, die Teil davon sind, gibt es keinen Grund zu glauben, dass wir das nicht schaffen können.

Und letzten Endes muss ich mir nur den kleinen Mann anschauen. Wie er von der "Kindrgrubbe" erzählt. Wie er nach 2 Tagen Eingewöhnung schon nachhause kam und wir uns plötzlich vor dem Essen an den Händen nehmen und "Abbetit" machen sollten. Weil sie das dort vor dem Frühstück so machen.
Es ist alles gut. Ich hab ihn gut vorbereitet. Wir haben ihn gut vorbereitet. Deshalb ist er jetzt bereit, ein Stückchen in die Welt hinaus zu gehen. Oder viel mehr, in die Welt hinein.

Trotzdem, ein bisschen Wehmut bleibt. Wie oft hab ich den Satz jetzt schon gedacht (und gesagt): Sie werden so schnell groß.

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