Sonntag, 22. Februar 2015

Die Spaghetti müssen was trinken

Was beschäftigt uns als Eltern eines 2,5-Jährigen gerade? 
Na, Wutanfälle. Auch bekannt als Trotzanfälle, auch bekannt als Autonomiephase, auch bekannt als "Was zur Hölle ist denn jetzt wieder los?!"
Seit der kleine Mann kein Fieber mehr hat, werden die täglich mehr. Sehr spaßig.
Die Tage habe ich mich erinnert, dass ich mal einen sehr interessanten Blog-Artikel darüber gelesen habe - und hab mein Wissen aus gegebenem Anlass aufgefrischt. Und die Technik "spiegeln" gleich mal ausprobiert.

Wir sitzen beim Abendessen. Der kleine Mann macht ein spitzbübisches Gesicht. "Ich hab eine Idee."
Der Koch und ich greifen gleichzeitig Richtung Juniors Glas, denn uns ist klar, was für eine Idee das ist. Nämlich Essen und Trinken irgendwie zu fusionieren.
"Nein. Keine gute Idee," sage ich. Und stelle sein Glas außer seine Reichweite.
"Doch! Ich will das Glas haben!"
"Nein," sagt der Koch. "Du sollst das nicht in dein Essen schütten."
"DOCH! ICH WILL DAS JETZT MACHEN!!!"
OHOH. Jetzt geht's los...

Also, wie war das? Seine logische, vernünftige Gehirnhälfte ist ausgeschaltet. Ich muss auf emotionaler Ebene klar machen, dass ich verstehe, worüber er wütend ist.
Ich balle die Hände zu Fäusten und sage:
"Du bist wütend! Du willst jetzt dieses Glas haben und den Tee in die Spaghetti schütten! Das willst du unbedingt!" Dabei schaue ich ihn intensiv an und versuche, sein wütendes Gesicht nachzuempfinden.
Er schaut mich erstaunt an, etwas belustigt. Ich habe seine Aufmerksamkeit. Und er fühlt sich tatsächlich ernst genommen. 1. Schritt: Respektvoll Kontakt aufnehmen. Check.
"JA," sagt er.
"Ja, das verstehe ich. Aber warum willst du das unbedingt machen?" 2. Schritt: Elterliche Botschaft vorbereiten. Check.
"Weil die Spaghetti ein bisschen Tee trinken müssen."

HUCH. Ich bin erstaunt. Eigentlich hatte ich darauf keine sinnvolle, nachvollziehbare Antwort erwartet. Na, damit kann man doch arbeiten.
"Achso. Aber, du, die Spaghetti können nichts trinken. Die sind ja keine Pflanze, die Tee, ähh, Wasser trinken kann. Oder wie du, du kannst Tee trinken. Das können die nicht. Das sind ja nur Spaghetti. Die Nudeln freuen sich nicht, wenn du Tee auf sie drauf schüttest."

Anscheinend findet er das ziemlich logisch. Und lässt ab von der Idee. Das Bedürfnis, Tee und Nudeln zu fusionieren, ist wohl einfach zerploppt. Schritt 3: Lösung des Problems anbieten haben wir gar nicht mehr gebraucht! Wutanfall erfolgreich abgewendet! YIPPIEH! War das ein Glückstreffer, oder klappt das imm...

"Ich muss aufstehen," sagt der kleine Mann und steht urplötzlich vom Tisch auf. "Ich muss weg."

Besonders viel hat er jetzt nicht gegessen... "und die Großen sind doch noch gar nicht fertig mit essen...!" möchte ich anheben. Aber - ich lasse es sein. Ich nehme was ich kann.
Man kann ja nicht alles haben.

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